SPD Ellertal

Soziale Politik in der Fränkischen Toskana

SPD-OV Ellertal: Wenn Alt-Hippies aufdrehen...

Veröffentlicht am 13.12.2015 in Ortsverein

KGB - Foto: Peter Schmidt

KGB wird bei Jubiläumskonzerten beim „SPD Kulturherbst Ellertal“ begeistert gefeiert

The same procedure as every year? Genauso wenig wie der Silvester-Klassiker „Dinner for one“ ist der legendäre Live-Act von KGB anlässlich des „SPD Kulturherbst Ellertal“ im Saal der Brauerei Hönig in Tiefenellern tot zu kriegen. Im Gegenteil: Obwohl Werner Kohn, Uwe Gaasch und Waldi Bauer, die mit den Anfangsinitialen ihrer Nachnamen für KGB stehen, schon „a fei weng“ in die Jahre gekommen sind, drehten die fränkischen Alt-Hippies bei ihrer diesjährigen, natürlich wieder ausverkauften Doppelveranstaltung in ihrem „Wohnzimmer“ (Gaasch) auf, als hätten sie einen ganzen Jungbrunnen – oder war es doch die Hönig-Brauerei? - in einem Zug leer getrunken. Denn das kultige Dreigestirn servierte einmal mehr einen hochprozentigen Cocktail mit heißer Musik, fränkischem Humor und einem guten Schuss Selbstironie.   

 

Wenn 1969 Woodstock der Höhepunkt der Hippiebewegung war, so sind die Auftritte von KGB beim Kulturherbst der SPD gelebte und gefeierte Erinnerungen an diese verrückte und bunte Zeit. Frontmann Gaasch warf seine langen Haare bei jedem zweiten Trommelwirbel so zurück, als hätte er noch welche. Und Kohn ließ wegen Kopfhautverdichtung die Haare lieber in der Region sprießen, wo auch sein Seidla immer hinwollte. Nur Multitalent Bauer erinnerte mit seinem langen, wenn auch inzwischen grauen Schopf an die Archetypen der „Love & Peace“- Bewegung.

 

Doch dass nicht das Outfit, sondern die Musik diese Zeit zu einer unvergesslichen Zeit gemacht hat, bewies KGB an diesen beiden Abenden einmal mehr. Gaasch trommelte sich mit den schnellsten Fingern von Franken durch die Rockgeschichte der 60er und 70er Jahre und holte mit seiner wechselnden Stimmlage vom röhrigen Blues bis hin zum Kastratengesang legendäre Bands und Rockmusiker wie die Eric Burdon, Bee Gees, Hollies, Birds, Procul Harum, Beatles, Simon & Garfunkel und Johnny Cash von ihrem Rock- und Pop-Olymp in den altehrwürdigen Hönig-Saal, in dem das Holz im Ofen knisterte, das Kanonenrohr die halbe Decke entlanglief und die Efeu-Deko wohl schon die Befreiung durch die US-Truppen überstanden hatte.

 

Die Musik-Klassiker gingen dem Publikum ins Blut, Herz und in die Beine, manches Paar schmiegte sich bei den ruhigen Stücken aneinander. Doch nicht immer blieb Zeit für´s Schmusen – Gaasch trommelte den eher wie ein kleiner Wiesenbach vor sich hin plätschernden Beatles-Hit „Hey Jude“ zur schnellsten Cover-Version der Rockgeschichte und zeigte mit seinen wie Irrwische auf der Bespannung tanzenden Finger die Grenzen der Zeitlupe auf. Musikalisch perfekt inszeniert und von seinem Partner Bauer auf seiner zwölfsaitigen Gitarre eindrucksvoll begleitet erfuhr der Simon & Garfunkel-Evergreen „Mrs Robinson“ eine explosionsartige und begeistert aufgenommene Neuinterpretation. Dass Gaasch nicht nur Musik, sondern auch Fremdsprachen kann, bewies er, sehr zu Belustigung des ganzen KGB-Seminars, mit dem Beatles-Song „Yesterday“ auf gut Sächsisch.

 

Bauers virtuoses Gitarrenspiel und Gaaschs ekstatische Trommelwirbel wurden immer wieder unterbrochen von Kohns bitterbösen Lebensweisheiten, Kalauern, Frotzeleien und Skruilitäten aus Verordnungen und Gesetzestexten, die er von seiner literarischen Zettelwirtschaft mit stoischer Miene ablas. Mit donnernder Revoluzzer-Stimme forderte er "Freiheit für die fränkischen Karpfen“, um ihn dann doch – mit dem Schwanz beginnend – anzuknabbern. Und wenn sich die beiden reichsten Männer aus Tiefenellern treffen, hat der KGB-Mann auch schon den Dialog aufgezeichnet: „Ich bin so reich, dass ich den ganzen Ort kaufen könnte!“ Darauf der andere: „Und ich bin so reich, dass ihn nicht verkaufen muss!“

 

Nach über vier Stunden turbulenten Musik- und Witzmarathon taumelte das Kulttrio erschöpft, aber glücklich die Bühne herunter, begleitet von donnerndem Applaus, Zugabe-Rufen und Standing Ovation. Wieder einmal hatte es ein Auswärtsspiel „in dieser Einöde“ mit „jetzt wieder eingeführten Grenzkontrollen“ (KGB) gewonnen. Und das zum 30. und 31. Mal. Das schafft nicht einmal Bayern München...

Thomas Pregl

 

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